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TWG – Therapeutische Wohngemeinschaft in Taufkirchen/Vils

In der  Therapeutischen Wohngemeinschaft in Taufkirchen/Vils ist Teresa Huber, Dipl. Sozialpädagogin und Einrichtungsleitung. Sie arbeitet auch bei Prop e.V., weil wir als Arbeitgeber ihrem Menschen- und Arbeitsbild entsprechen. Erfahren Sie hier, was Teresa motiviert, ausgerechnet suchtkranke Erwachsene mit Doppeldiagnosen zu betreuen.

Vertrauen als beste Basis für alles
„Ich arbeite mit den Prinzipien der motivierenden Gesprächsführung. Dabei ist es mir u. a. wichtig, auf Augenhöhe und über eine gute Beziehungsbasis mit viel Humor zu versuchen, die Bewohner*innen bei der Erreichung der individuellen Ziele zu unterstützen. Wie ihr das gelingt? So:

 

Teresa Huber, Dipl. Sozialpädagogin und Einrichtungsleitung in der TWG Taufkirchen/Vils.

Interview

Wer bist du?
Teresa Huber, Dipl. Sozialpädagogin und Einrichtungsleitung.

Seit wann im Verein?
Seit dem 01.06.2015

In welcher Einrichtung arbeitest du?
Begonnen habe ich mit dem Aufbau der Kontakt- und Begegnungsstätte in Erding. Im Oktober 2017 erfolgte der Aufbau und Eröffnung der Therapeutischen Wohngemeinschaft in Taufkirchen/Vils.

Warum hast Du Dich für diese Einrichtung entschieden bzw. warum für Prop?
Als ich bei meiner vorherigen Arbeit von einer früheren Praktikantin sehr viel Positives über Prop e.V. erfahren habe, war für mich klar, dass dieser Arbeitgeber meinem Menschen- und Arbeitsbild entspricht. Zwischenzeitlich hörte ich, dass in Erding eine Kontakt- und Begegnungsstätte (KoB) eröffnet werden sollte. Da war für mich klar: Das ist meine Chance. Weil es hier im Umkreis fast unmöglich ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden und es für suchtkranke Menschen keine Wohngemeinschaften gibt, planten wir eine Wohngemeinschaft in einem Haus, das uns zufällig angeboten wurde. Zuerst habe ich noch in beiden Einrichtungen gearbeitet, bis ich die Chance bekam, ganz als Leitung der TWG tätig zu sein.

Welche Menschen kommen zu Dir?
Unsere TWG richtet sich vor allem an suchtkranke Menschen zwischen 21 und 60 Jahren mit Doppeldiagnosen, die aufgrund erheblicher körperlicher, psychischer und sozialer Beeinträchtigungen (vorübergehend) nicht in der Lage sind, selbstständig, eigenverantwortlich und abstinent ihr Leben zu bewältigen und zu organisieren. Schwerpunktmäßig handelt es sich um Männer und Frauen mit Suchterkrankung, die im Rahmen einer vorangegangenen vollstationären Behandlung Ressourcen und Fähigkeiten reaktiviert und erworben haben und durch die reduzierte Betreuung und Begleitung im Rahmen der Therapeutischen Wohngemeinschaft auf freiwilliger Basis ihrem Ziel, der eigenständigen und weitgehend abstinenten Lebensführung, planvoll „Schritt für Schritt“ näherkommen wollen.

Worum geht es in Deiner Arbeit?
Der Schwerpunkt liegt in der professionellen Betreuung suchtkranker Menschen in einem suchtmittelfreien Rahmen, der Schutz, Orientierung und Halt gebende Strukturen gewährleistet. Ich arbeite mit den Prinzipien der motivierenden Gesprächsführung. Dabei ist es mir u. a. wichtig, auf Augenhöhe und über eine gute Beziehungsbasis mit viel Humor zu versuchen, die Bewohner*innen bei der Erreichung der individuellen Ziele zu unterstützen. Es geht z. B. um den Erwerb von Strategien zur Problem- und Konfliktlösung, psychische und körperliche Stabilisierung, selbständige Erledigung administrativer Angelegenheiten, sinnvolle Freizeitgestaltung sowie gesunder Lebensrhythmus, Umgang mit Suchtdruck etc.

Gibt es etwas, was Dich an Deiner Arbeit begeistert – ein Schlüsselmoment?
Es gibt viele Schlüsselmomente. Das beginnt, wenn jemand eine Fassade und große Mauer zum Selbstschutz um sich aufgebaut hat, und bisher keine Gefühle zeigen konnte, diese mir gegenüber zeigt oder ausspricht. Ein großer Moment war für mich jedoch, als ich mit einem Klienten und der Hündin einer Kollegin spazieren war. Der Klient war sehr in sich gekehrt, selbstablehnend, alkoholabhängig und Kettenraucher und (eigentlich) kein Fan von Hunden. Die Hündin hat jedoch nur ihm ihren Ball zum Werfen gebracht, sich an ihn geschmiegt und er hatte tatsächlich 45 Minuten keine Zigarette geraucht! Die Hündin hatte den Zugang zu ihm geebnet. Er meinte dann in etwa, dass er so ein hässlicher, dummer Kerl sei und es der Hündin egal sei. Das hat mich damals sehr gerührt und war der Beginn vieler Gespräche und meiner festen Überzeugung, tiergestützt arbeiten zu wollen.

Was gefällt Dir an Deiner Arbeit?
Mich berührt es, wenn die Bewohner*innen Vertrauen zu mir haben und mich an ihrem Leben, an ihrer Vergangenheit und ihren aktuellen Themen teilhaben lassen. Zu sehen, dass man mit Geduld und einer guten Beziehung sowie Gesprächen festgefahrene Verhaltensmuster ändern kann und die Bewohner*innen zufriedener sind, mit mehr Lebensqualität, auch aufgrund der Abstinenz, gefällt mir sehr gut. Strukturell finde ich es sehr gut, mir die Arbeit selber einteilen zu können und es möglich ist, Hunde mit in die Arbeit zu bringen.

Was wünscht Du Dir für die Zukunft im Jugend- und Suchthilfebereich?
Da fällt mir aktuell nur ein, dass die Bürokratie zu Lasten des Kontaktes mit den Bewohnern geht und ich mir weniger wünschen würde.

Gibt es noch etwas was Du loswerden möchtest?
Ich würde mir wünschen, dass die Umwelt Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung als gleichwertig ansieht.